HP/Compaq Wer gewinnt?
New York "Know means no" ("Bescheid wissen heißt nein sagen") titelte eine ganzseitige Anzeige im "Wall Street Journal", der "New York Times" und der "Washington Porst" am Wochenende. Schnell identifiziert der erstaunte Leser die Anzeige einmal mehr als Beweis für die Schlammschlacht, die sich schon längst nicht mehr nur hinter den Kulissen von Hewlett Packard abspielt.
Die Anzeige hat Gründererbe Walter Hewlett geschaltet, der mit allen Mitteln versucht, die Fusion von Hewlett Packard mit Compaq zu verhindern. Damit liegt der Erbe auf Kriegsfuß mit dem HP-Management unter Führung von Carly Fiorina. "Der Unternehmenswert hat unter dem gegenwärtigen CEO gelitten", heißt es weiter. Die prompte Antwort kommt nur wenig später. Das Management bringt ihre Botschaft auf folgende Formel: "HP = Nr. 5 im Unternehmens-Speichergeschäft / HP + Compaq = Nr. 1 im Unternehmens-Speichergeschäft."
Gereizte Lager
Zum Hintergrund: Walter Hewlett macht sich Sorgen, dass das Computerunternehmen mit dem Zukauf von Compaq erhebliche Nachteile erfahren könnte. Die margenschwache PC-Sparte würde ausgeweitet und würde durch aufwendige Quersubventionen die Profitabilität des Druckergeschäfts beeinträchtigen. Seit Wochen versucht er nun mit Briefen, Anzeigen, Besuchen und Anrufen die HP-Aktionäre auf seine Seite zu ziehen. Hewlett ist natürlich davon überzeugt, er werde sich durchsetzen. Gleiches gilt für seine Kontrahentin Fiorina, die von einer Stärkung des Geschäfts durch die Fusion ausgeht.
Der Termin, bei dem die HP-Aktionäre über das Ja oder Nein zur Fusion abstimmen werden, rückt unterdessen immer näher am 19. März ist es soweit. Dementsprechend gereizter wird der Ton zwischen den beiden Lagern. Hewlett wird nicht müde, Fiorina als Versagerin zu bezeichnen. Die wiederum stempelt den Erben als weltfremd ab.
Studie gegen Studie
Argumente zählen kaum noch. So legte das Management kürzlich eine Studie vor, nach der die Mitarbeiter die Fusion unterstützten. Hewlett legt nach und präsentiert eine Studie, die genau das Gegenteil behauptet. Fiorina verweist stolz auf zwei profitable Quartale trotz schwierigen Marktbedingungen, Hewlett sieht dies als Beweis, dass der Konzern den Zusammenschluss nicht nötig habe. Einen Alternativplan zur Fusion, den Hewlett vorlegte, bezeichnete das Management als "laienhaft und schnell zusammen geschustert." Es will den Zusammenschluss.
Schwieriges Unterfangen. Dabei erfahren die Kleinanleger immer mehr Aufmerksamkeit. Sie halten insgesamt 29 Prozent der Anteile und könnten zum Zünglein an der Waage werden. Experten rechnen damit, dass die Kleinanleger noch etliche Male in den nächsten Wochen Briefe und Anrufe von beiden Seiten erhalten werden. Wie werden sie sich entscheiden?