Kirch-Gruppe Abfuhr für den Schulden-König
München - Für Leo Kirch wird die Luft immer dünner. Nach Informationen des "Handelsblatts" griff Rolf Breuer, Vorstandssprecher der Deutschen Bank, die Kirch-Gruppe gestern ungewöhnlich scharf an. Es sei unwahrscheinlich, dass die Großbanken Kirch neue Kredite gewähren werden, sagte Breuer der Nachrichtenagentur Bloomberg in New York. "Der Finanzsektor ist unter den derzeitigen Umständen nicht bereit, weiteres Kapital zur Verfügung zu stellen", so Breuer weiter.
Die Verbündeten wenden sich ab
Er fügte an, dass das Kirch-Engagement im Falle eines Zusammenbruchs des Münchener Konzerns keine Gefahr für die Bank darstelle: "Wir fühlen uns sicher." Als Sicherheit diene der Deutschen Bank die 40-Prozent-Beteiligung Kirchs an der Axel Springer Verlag AG.
Aus Münchener Finanzkreisen verlautete gestern, dass auch die Bayerische Landesbank momentan keine weiteren Kredite mehr an Kirch vergeben werde.
Die staatliche Bank ist mit einem Kreditvolumen von 1,5 bis 2 Milliarden Euro der größte Kreditgeber Kirchs und hatte zuletzt den milliardenschweren Einstieg in die Formel 1 finanziert. Daneben sind die Deutsche Bank, die Dresdner Bank, die HypoVereinsbank und J.P. Morgan mit hohen Beträgen engagiert.
Die Kirch-Gruppe reagierte mit Unverständnis auf die Äußerungen der Gläubigerbanken. "Das verwundert uns sehr. Dafür gibt es keinen Anlaß", sagte ein Kirch-Sprecher am Dienstag.
Während über die Kredite der Kirch-Gurppe spekuliert wird, mehren sich die Bedenken an den Börsenplänen des Konzerns. Bisher ist vorgesehen, die KirchMedia (Film-, Lizenz- und Sportrechtehandel) mit der ProSiebenSat.1 Media AG bis Juni zu verschmelzen.
"Es gibt Zweifel, ob das so kommt", heißt es bei Analysten. Der Axel Springer Verlag, mit gut elf Prozent an ProSieben beteiligt, könne angesichts der Auseinandersetzungen mit Kirch das Vorhaben blockieren.
In Branchenkreisen wurde bereits über eine mögliche Verschiebung der Pläne spekuliert. Zum einen ist die Lage an den Kapitalmärkten noch immer angespannt, zum anderen gilt die Bewertung der beiden Unternehmen als ausgesprochen schwierig.
Ein Kirch-Sprecher widersprach den Spekulationen. Das Projekt laufe voll nach Plan. Bis spätestens April sollen die Bewertungen im Vorfeld der Fusion fertig sein. Zudem wurde die zweite Führungsebene des fusionierten Konzerns KirchMedia festgelegt.
Unterdessen wurde am Wochenende bekannt, dass die Kirch-Gruppe alle Rechnungen für die Übertragungsrechte an der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 pünktlich bezahlt hat. Nach Angaben des internationalen Fußball-Verbandes FIFA sind bis Mitte Januar alle fälligen Zahlungen in Höhe von 1,2 Milliarden Schweizer Franken (etwa 813 Millionen Euro) eingegangen. Für den Restbetrag von 100 Millionen Schweizer Franken, der erst 20 Tage nach Abschluss der WM-Endrunde fällig sei, lägen "unwiderrufliche Bankgarantien" vor.
Die Aktie der ProSiebenSat.1 Media AG geriet am Dienstag-Morgen deutlich unter Druck. Das Papier fiel bei hohen Umsätzen bis 11 Uhr um 10,42 Prozent auf 4,30 Euro. Der M-Dax gab zeitgleich um 0,40 Prozent auf 4.388,09 Punkte ab.