Axel Springer Verlag Tabula rasa in allen Bereichen
München - Der neue Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlags, Mathias Döpfner, sieht den strikten Sparkurs des Konzerns als "schmerzliche, aber nötige Hausaufgabe". In den kommenden Monaten stehe die Konsolidierung im Mittelpunkt, rechtfertigte der neue Chef des Verlagshauses in einem Interview mit dem Magazin "Focus" die Umstrukturierungsmaßnahmen.
Was Döpfner mit Konsolidierung meint, haben die Mitarbeiter des Verlags in den letzten Wochen deutlich zu spüren bekommen. Vor kurzem hatte der Konzern beispielsweise angekündigt, die Tageszeitungen "Die Welt" und die "Berliner Morgenpost" zusammenzulegen. Im Vorfeld waren bereits die Internetredaktionen vom "Hamburger Abendblatt", "Berliner Morgenpost", "Welt", "B.Z." und Berlin.de zu einer Redaktion zusammengefasst worden. Stellenabbau vorprogrammiert.
Rote Zahlen
Döpfner selber hatte in den Jahren zuvor selbst kräftig dafür gesorgt, dass der Verlag massiv ins Internet investierte. Das bittere Erwachen kam wie bei anderen Unternehmen auch mit dem Ende des Online-Booms. Mitte Dezember verkündete das Verlagshaus schließlich, dass es erwarte, das Jahr 2001 mit roten Zahlen abzuschließen. Der Verlag gibt als Grund für die Einbußen vor allem das anhaltend schlechte Anzeigengeschäft sowie Papierpreis-Steigerungen an. Darüber hinaus würden Aufwendungen im Zuge der Umstrukturierungen den Verlag belasten. Denn während die Gehälter oder Provisionen für die Führungsriege des Verlags Presseberichten zufolge um etliche Millionen Mark steigen will der Verlag bis Ende 2003 rund 1400 Stellen abbauen das entspricht zehn Prozent der Arbeitsplätze.
Wann folgt der nächste Schritt?
Auf der Betriebsversammlung im vergangenen Dezember stellte Döpfner offensichtlich im Einklang mit dem Betriebsrat - die bereits eingeleiteten Sparmaßnahmen dar: Danach fallen 450 Stellen im Bereich Technik und 400 Arbeitsplätze im Bereich Zeitungen einschließlich der Fusion "Berliner Morgenpost" und "Welt" weg. Bei den elektronischen Medien und in den übrigen Bereichen sind es noch mal 200 Stellen. Auch die Tochter-Gesellschaften müssen ihren Beitrag zur "notwendigen Personalanpassung" leisten, so Döpfner auf der Versammlung.
Weitere Einschnitte lassen auch nicht lange auf sich warten. Wie die Fachzeitschrift "Kontakter" berichtete, möchte sich der Axel Springer Verlag aus seiner 51-prozentigen Beteiligung Yukom Medien GmbH herausziehen. Das auf Kundenzeitschriften spezialisierte Unternehmen, an dem sich Springer erst 1999 beteiligte, suche deshalb auch nach einem neuen Gesellschafter. Das Wirtschaftsmagazin "Markt & Mittelstand" wolle Springer aber an seinen Finanzen Verlag geben.
Dem Beobachter bleibt darüber hinaus nur, aufmerksam zu betrachten, was aus der groß angekündigten Plattform Bild.de wird. Das Joint Venture mit T-Online soll demnächst kostenpflichtige Dienste anbieten. Doch Döpfner zeigt sich längst nicht mehr so euphorisch wie einst. Sollte dieses Modell scheitern, "dann wissen wir zumindest: Mit journalistischen Angeboten ist im Internet nichts zu verdienen", so Döpfner in der Zeitschrift.
Alexandra Knape