"Netbusiness" Der Letzte macht das Licht aus

Wieder ist ein New-Economy-Objekt innerhalb kürzester Zeit gescheitert. "Netbusiness" droht nach nur drei Ausgaben das Ende.

Ein weiteres hochambitioniertes Presse-Projekt ist offenbar gescheitert: Nach nur drei Ausgaben wird die New-Economy-Zeitschrift "Netbusiness" in der jetzigen Form eingestellt. Das aktuelle Heft wurde trotz einer einwöchigen Verschiebung bislang nicht ausgeliefert.

Der Verleger des Blattes, Peter Turi, hatte den Titel samt Abo-Kundschaft erst vor drei Monaten vom Chef der Verlagsgruppe Milchstraße, Dirk Manthey, übernommen. Jetzt steht das Blatt am Abgrund. "Auf dieser Schiene geht es nicht mehr weiter, es ist eine schwierige Situation", sagt Peter Turi gegenüber manager-magazin.de.

Konzept und Finanzierung unklar

Das bunte Magazin wurde von Anfang an in der Branche kritisch beobachtet. Unter anderem wurde die Frage diskutiert, ob Turi sich über Anzeigen würde finanzieren können. Das Konzept des Heftes war ebenso unklar wie die Vertriebsstruktur, die Druckauflage von 15.000 Exemplaren wurde mehr oder weniger ausschließlich über Kioske verkauft.

Peter Turi kann nach Angaben aus unternehmensnahen Kreisen nicht mal mehr seine Drucker bezahlen, ebenso wenig wie die Hotelschulden seiner Mitarbeiter. Die sollen dem Vernehmen nach in die Redaktion nach Heidelberg gefahren sein, um ausstehende Kosten und Spesen einzufordern. Ihre Zukunft ist unklar. "Ich werde versuchen, 'Netbusiness' zu retten, mit allen Mitarbeitern, mit einer kleineren Manschaft oder ganz anders", so Turi.

Den Grund für das Scheitern von "Netbusiness" begründet er mit der angespannten Situation am Zeitschriftenmarkt. "Zeit und Konzept passten nicht zusammen."

Ein weiterer Grund für das abrupte Ende: Durch die Fusion der Hamburger Tomorrow Internet AG (Tiag) mit der Münchner Focus Digital AG zur Tomorrow Focus AG (Branchenspott: "Tofu AG") wurde eine Abmachung gestrichen, die Peter Turi über 80.000 Mark pro Monat in die Kassen gespült hätte. Pro Tag sollte "Netbusiness" circa zehn Meldungen für die Online-Seite "net-business.de" liefern. Durch die Fusion wurde diese Regelung hinfällig.

Neues Modell für Kostenumlage

Nun wurde dem frischgebackenen Verleger ein neues Modell präsentiert. Nach den Plänen der Tiag soll er künftig an den Erlösen, aber auch an den Kosten von "net-business.de" beteiligt werden. Das berichtet das Branchenblatt "der Kontakter" in seiner kommenden Ausgabe.

Für Turi offensichtlich ein Geschäftsmodell, das wenig attraktiv ist. Die Seite "net-business.de" leidet unter Personalmangel und sinkenden Quoten. Im September lag die Zahl der Seitenabrufe laut IVW bei 746.193 Page Impressions (PIs). Einige Monate zuvor war noch eine Zahl von über eine Million PIs ausgewiesen worden.

Karsten Schmidt

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