Libro Neue Hoffnung
Wien - Neue Hoffnung für den österreichischen Online-Buchhändler Libro: Das angeschlagene Unternehmen hat ein Übernahmeangebot bekommen. Ein Konsortium - bestehend aus dem Vorstands-Chef der YLine AG, Werner Böhm, dem steirischen Industriellen Ernst Hofmann und vier weiteren Investoren - hat Interesse an der Wiener Aktiengesellschaft bekundet.
Nach Angaben des Konsortiums gilt das Angebot lediglich bis zum 19. Juni. Die Investorengruppe ist nach eigener Auskunft bereit, insgesamt eine Milliarde Schillinge (ca. 140 Millionen Mark) in Libro zu investieren.
Etwa ein Drittel der Summe soll dem Unternehmen über eine sofortige Kapitalerhöhung zugehen, der Rest des Geldes über eine zweite Kapitalerhöhung bis Dezember 2001. Anschließend soll ein neues, international orientiertes Management-Team die Sanierung von Libro in Angriff nehmen.
Schuldenberg von 430 Millionen Mark
Libro war im November 1999 an die Börse gegangen und hatte danach mit einer - nach Ansicht zahlreicher Experten - gewagten Geschäftspolitik einen Schuldenberg von rund drei Milliarden Schillingen (ca. 430 Millionen Mark) angehäuft.
Genaue Daten liegen allerdings nicht vor, weil bislang kein testierter Abschluss für das Geschäftsjahr 2000/01 erstellt werden konnte. Zu den wichtigsten Altaktionären zählen die börsennotierte Telekom Austria und die beiden Aktiengesellschaften Deutsche Beteiligungs AG und Unternehmens Invest AG.
Rückzug aus Deutschland
Wegen der finanziellen Probleme hatte Libro bereits vor einigen Wochen seinen Rückzug aus Deutschland erklärt. Die Schließung der deutschen Filialen sei wegen der hohen Verluste unvermeidlich, sagte Libro-Chef Andre Rettberg.
Das Deutschland-Engagement habe im abgelaufenen Geschäftsjahr mit einem Minus von 62,5 Millionen Mark (32 Millionen Euro) zur tiefroten Bilanz des Konzerns beigetragen, sagte Rettberg. In Deutschland betrieb die Aktiengesellschaft zuletzt insgesamt 19 Filialen.
Angriff auf Buchpreisbindung gescheitert
Libro hatte im vergangenen Jahr durch seinen Angriff auf die deutsche Buchpreisbindung für Aufsehen gesorgt. Über die Internet-Tochter lion.cc wurden in Deutschland rund 80 Bücher mit 20 Prozent Rabatt angeboten. Dieser Vorstoß scheiterte allerdings bereits nach wenigen Wochen, da die Verlage das Unternehmen mit einem Lieferboykott zum Rückzug zwangen.
Clemens von Frentz