QXL Ricardo Kursexplosion trotz hoher Verluste
London - Das Online-Auktionshaus QXL Ricardo hat im Geschäftsjahr 2000/2001 den operativen Verlust auf 49,4 Millionen britischen Pfund (161 Millionen Mark) ausgeweitet. Im Quartalsvergleich habe sich der Verlust hingegen kontinuierlich reduziert, teilte das Unternehmen am Freitag in London mit. Der Umsatz legte im Berichtszeitraum von 6,9 Millionen Pfund (22,2 Millionen Mark) auf 15 Millionen Pfund (48.4 Millionen Mark) zu.
Die Zahl der registrierten Mitglieder sei um 415 Prozent auf 2,9 Millionen Kunden gestiegen. Der Wert der gehandelten Waren stieg im Geschäftsjahr 2000/2001 im Vergleich zum Vorjahr um 318 Prozent auf 89,3 Millionen Pfund (288,4 Millionen Mark).
Trotz des hohen operativen Verlustes konnte die Aktie an der Nasdaq deutlich zulegen. Am Freitag notierte sie gegen Börsenschluss mit einem Plus von 84,75 Prozent, nachbörslich legte sie weiter zu und wurde gegen 0.30 Uhr deutscher Zeit mit 95 Prozent Plus gehandelt. Der Grund: Zum einen hatten Analysten einen noch höheren Verlust erwartet, zum anderen teilte der Vorstand heute mit, dass er ein Kooperations-Abkommen mit Microsoft unterzeichnet habe.
Das Unternehmen ist aus einer Fusion des Nemax-Unternehmens Ricardo.de mit dem britischen Internet-Versteigerer QXL hervorgegangen. Der Zusammenschluss wurde Anfang 2001 vollzogen, im Anschluss daran verließ Ricardo.de das Börsensegment und wechselte in den Geregelten Markt.
Auch an der Frankfurter Börse konnte die Aktie, die unter der WKN 928328 gehandelt wird, kräftig zulegen. Auffällig waren die hohen Umsätze, die schon vor der offiziellen Bekanntgabe der Kooperation kräftig anzogen. Insgesamt wechselten allein auf dem Frankfurter Parkett 1,4 Millionen Aktien im Wert von ca. 200.000 Euro den Besitzer. Zum Vergleich: Der Durchschnittsumsatz der letzten 30 Tage lag bei etwa 10.000 Euro.
Das Start-up-Unternehmen hatte bei seinem Gang an den Neuen Markt im Juli 1999 für einiges Aufsehen gesorgt, weil Korruptions-Gerüchte die Runde machten. Hintergrund: Kurz vor dem IPO wurde in einem Gerichtsurteil festgestellt, dass Ricardo.de mit seinem Kerngeschäft gegen die Gewerbeordnung verstieß. Einige Hamburger Auktionatoren hatten daher juristische Schritte gegen den Online-Konkurrenten erwogen, ohne diese Pläne jedoch in die Tat umzusetzen. Die Jungunternehmer hatten dem Verein der Hamburger Auktionatoren noch kurz vor dem ersten Handelstag etwa eine Million Mark in Aktien angeboten.
CvF