Kolle Rebbe Wir sind nicht schräg
Mit Zigaretten fing alles an. Als Stefan Kolle vor über sechs Jahren von Gauloises den Auftrag bekam, sich ein kleines Puzzle als Werbegimmick auszudenken, bat er seinen Schulfreund und ehemaligen Mitbewohner Stephan Rebbe um Hilfe. Der arbeitete damals bei der Zigarettenfabrik Rothmanns als Produktmanager. Zusammen entwickelten sie nicht nur ein Puzzle, sondern gleich deren zwanzig und beschlossen, ihre eigene Agentur zu gründen. Weniger das große Geld als vielmehr der unternehmerische Wunsch, unabhängig zu sein, war damals der Antrieb, in die Selbständigkeit zu gehen. Und niemandem, außer dem Kunden, Rechenschaft ablegen zu müssen.
Für Kolle Rebbe war die Zusammenarbeit mit der Französischen Zigarettenmarke die Chance, sich auf dem umkämpften Werbemarkt zu behaupten. "Wir haben anfangs sehr viel Kleinkram gemacht, aber alles mit Enthusiasmus, Sorgfalt und Liebe", erinnert sich Stefan Kolle schwärmerisch. Die Kampagne wurde später auf einen Film ausgeweitet, mit dem Kolle Rebbe ihren ersten Löwen in Cannes gewannen. Im Anschluss an die Auszeichnung konnten im Laufe der Jahre andere große Kunden wie Apollinaris, Deka Investmentfonds und die "Frankfurter Rundschau" gewonnen werden.
"Wir haben keinen Stil"
Einen originären Agenturstil gibt es bei Kolle Rebbe nicht. "Ein wesentliches Merkmal ist, dass es bei uns keinen Stil gibt. Unsere Kreation soll vor allem wirksam sein", so Kolle. An ein Geheimrezept für kreative Werbung glaubt er nicht, das sei eine Plattitüde aus der Werberwelt. Trotzdem ärgert ihn die Platzierung im Kreativ-Index. "Wir wären gerne unter den Top Ten gelandet", so Kolle. Daran arbeitet die Agentur fleißig. Helfen sollen dabei unter anderem die Ergebnisse der Marktforschung. Mit deren Unterstützung wird im Vorfeld einer Kampagne ein Produkt auf Akzeptanz und Zielgruppe abgeklopft.
Von den Resultaten seiner Agenturarbeit hat Kolle dann aber doch eine klare Vorstellung. Krawallreklame oder Werbung mit dem Holzhammer kann er nicht leiden. Schon beim Gauloises-Trailer war ihm wichtig, dass die Kinobesucher lachen. "Wenn ich denen plump gekommen wäre, hätten die doch geschrieen: Buh, Scheiße, Weg! Das ist doch kontraproduktiv!", ereifert sich Kolle noch heute. Stattdessen kreiert seine Agentur lieber solide Kampagnen. Denn: "Schrägheit ist einfach nicht mein Ding."
Die Strategie scheint aufzugehen. Inzwischen tüfteln in den Hamburger Agenturräumen über 90 Mitarbeiter, der Gesamtetat ist auf über 100 Millionen Mark angewachsen. Das enge Loft in der Innenstadt wurde vor vier Jahren zugunsten des jetzigen Domizils in der historischen Speicherstadt verlassen. Dort können die Werber, wenn es die Zeit erlaubt, zu beiden Seiten des Gebäudes auf die malerischen Fleete gucken. Aber auch die jetzige Bleibe wird Stück für Stück erweitert, um dem rasanten Wachstum gerecht zu werden.
Denken zwischen Tuppertöpfen
Ob ihm die eigene Größe nicht langsam über den Kopf wächst? Stefan Kolle verneint. "Wir haben einen großen Teil der Verantwortung in die zweite Reihe weitergegeben", so Kolle. Im Übrigen denke man daran, die Agentur in Units einzuteilen. Dann wären die Verantwortlichkeiten überschaubarer, und der familiäre Charakter bliebe erhalten. Die Angliederung an ein größeres Konsortium schließt Kolle aus. Ihm ist die Freiheit wichtiger als ein internationaler Name.
Stattdessen kümmert er sich lieber um den hauseigenen Nachwuchs. Seit fast vier Jahren sorgt sich ein Mitarbeiter ausschließlich um das Personalmanagement. Und der scheint ein glückliches Händchen zu haben. Wenn man den Gerüchten aus der Werberszene glauben schenken darf, gibt es einige Besessene, die sich in den Büros quasi häuslich eingerichtet haben. Dort grübeln sie dann zwischen Zimmerpflanzen und Tuppertöpfen, in denen das Gulasch vom Wochenende auf seine Bestimmung wartet.
Top-Kampagnen:Kolle Rebbes Visitenkarten Zurück zum Überblick: Die 20 Top-Agenturen
Die Meister-Verführer
Wo sitzen die kreativsten Werbe-Köpfe? Welche Strategie steckt hinter guter Reklame? manager-magazin.de blickt hinter die Kulissen der Werber-Welt und porträtiert die 20 besten Agenturen des Landes aus dem mm-Kreativ-Index.Hintergrund: Der mm-Kreativ-Index