Going Easy Schwitzen für die Pointe
Hamburg - Vor knapp einem Jahr gründete Alexander Schubert seine Ideenschmiede. Von seinem ehemaligen Arbeitgeber N.W. Ayer brachte er seinen guten Freund und Kreativ-Direktor Oliver Hesse und ein paar gute Kunden mit.
Die Kampagnen, die die beiden zusammen mit ihrer zehnköpfigen Belegschaft entwarfen, heimsten in knapp einem Jahr mehrere Silber- und Bronzemedaillen bei den einschlägigen Wettbewerben ein. Vor allem ihres provokativen Charakters wegen. Schubert nennt sie lustig, andere befinden: weit jenseits des guten Geschmacks.
Schubert ist ein Machertyp, Radrennfahrer, Amateurmusiker, Fußballer - ein Tausendsassa. Der 45-Jährige bezeichnet sich selbst als Allroundtalent. Die Stationen seiner Kreativ-Karriere: Freier Schreiber, Praktikant bei einer PR-Agentur, Texter, Kontakter, Kundenberater, Etatdirektor, Geschäftsführer, Chef. Ein Werbemacher, der mit seinen Kampagnen in tabuisierten Terrains wildert und Klischees auf die Schippe nimmt.
Den kontinuierlichen Aufstieg hat er seinem Organisationstalent zu verdanken. "Es macht mir Spaß, Strategien zu entwickeln und umzusetzen", so Schubert gegenüber managermagazin.de. Da ist der Agenturname Programm. "Going Easy ist unser Focus", sagt Schubert. Und dass er lieber motiviert als diktiert, kein Knüppeltier sein will, weil das der Kreativität abkömmlich sei und das Team hemme.
Wahrscheinlich behaupten das alle Agenturchefs, weil in der Werbung ist das schließlich so. Wir sind ein Team und die Arbeit ist eine Party. Für Schubert und sein Team ist Going Easy aber nicht gleichzusetzen mit easy going, denn vom Entwurf zur Pointe ist es ein harter Weg.
Gute Verbindungen sind alles
Für den Internetdienst Canbox war im letzten Jahr eine junge Frau Blickfang, deren Bluse von einem einzigen Knopf zusammengehalten wird. Der Slogan: "Gute Verbindungen sind alles." Stellvertretend für die Harley-Davidson-Owners-Group verbreitete ein lackschwarzer Rocker die Botschaft seiner Zunft auf der Kutte: "If you can read this, the bitch fell off!" Die einen finden solche Sprüche schlicht sexistisch und ohne Bezug zum Produkt, die anderen ästhetisch und zum Lachen.
Schubert ficht das nicht an. Wichtig ist ihm das Lachen ohne Lächerlichkeit. Wenn's sein muss, auch über sich selbst. Im übrigen hat er nichts dagegen, statt für die New Economy auch mal für eine "tolle Biermarke" Kampagnen zu entwickeln. Nicht mit Schiffen, hippen Abenteurern oder Eisvögeln im blauen Wasser, sondern mit einem ganz neuen Image.
Wahrscheinlich witzig. Und provokativ. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Masche nicht abnutzt. Denn dann scheitert die Gratwanderung und statt der saftigen Leichtigkeit bliebe nur noch ein müdes Lächeln.
Top-Kampagnen: Going Easys Visitenkarten Zurück zum Überblick: Die 20 Top-Agenturen
Die Meister-Verführer
Wo sitzen die kreativsten Werbe-Köpfe? Welche Strategie steckt hinter guter Reklame? manager-magazin.de blickt hinter die Kulissen der Werber-Welt und porträtiert die 20 besten Agenturen des Landes aus dem mm-Kreativ-Index.Hintergrund: Der mm-Kreativ-Index