WWL Internet Vom Gewinn weit entfernt
Nürnberg - Die WWL Internet AG hat im Geschäftsjahr 2000 einen Jahresfehlbetrag von 23,515 (Vorjahr: 2,891) Millionen Euro verbucht. Wie das am Neuen Markt notierte Unternehmen am Montag nach Börsenschlus mitteilte, lag das Ebitda bei minus 11,649 (minus 4,485) Millionen Euro und das Ebit bei minus 27,230 (minus 5,342) Millionen Euro.
Das Ergebnis je Aktie bezifferte das Unternehmen mit minus 3,12 (minus 0,61) Euro aus. Die Umsätze wurden auf 17,210 (7,762) Millionen Euro gesteigert.
Noch am 23. Januar diesen Jahres hatte der Vorstand sich verhalten optimistisch gegeben. In einer Pressemeldung hieß es: "Die WWL Internet AG rechnet auf Basis erster konkreter Hochrechnungen damit, im Geschäftsjahr 2000 Umsätze in Höhe von zirka 17,6 Millionen Euro und Gewinne vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebidta) von etwa minus 9 Millionen Euro erzielt zu haben."
"Vorrangiges Ziel ist das Erreichen der Gewinnschwelle"
Weiter war zu lesen: "Während es in den Aufbaujahren nach IPO 1999 und 2000 in erster Linie darum ging, Komplexitäten und Strukturen mit kalkulierten Anlaufverlusten aufzubauen, ist das vorrangige Unternehmensziel der WWL Internet AG für 2001 - wie bereits im Herbst letzten Jahres kommuniziert - das Erreichen der Gewinnschwelle." Wenige Wochen später, am 13. März, meldeten die Nürnberger das Ausscheiden von Vorstands-Chef Patrick Palombo. Der 44-Jährige, seit Anfang 2000 im Amt, hatte sein Amt am Vortag niedergelegt.
Zu dem nun präsentierten negativen Ergebnis haben nach Unternehmensangaben vor allem Umstrukturierungskosten und Wertberichtigungen beigetragen. Wegen der unbefriedigenden Entwicklung der Tochtergesellschaften in Lilienthal und Bremen seien Abschreibungen von 13,3 Millionen Euro vorgenommen worden, hieß es weiter.
Weiter teilte das Unternehmen mit, dass die Standorte Bremen und Prag veräußert oder geschlossen werden, während München zu einem Vertriebsbüro wird. Die Bilanzpressekonferenz findet am 4. April in Frankfurt statt.
Erstaunlich hohe Umsätze vor der Hiobsbotschaft
Die Aktie wurde vor der heutigen Ad-Hoc-Meldung erstaunlich rege gehandelt. Allein auf Xetra wechselten fast 60.000 Papiere im Wert von über 90.000 Euro den Besitzer. Zum Vergleich: Der Durchschnittsumsatz der letzten 30 Tage (in denen der Durchschnittspreis der Aktie noch 100 Prozent über dem aktuellen Niveau notierte!) belief sich ca. 55.000 Euro.
Der letzte Kurs auf Xetra-Basis lag heute bei 1,46 Euro und damit mehr als 95 Prozent unter der Erstnotiz vom 15.7.1999. Im Juni letzten Jahres war der Wert noch nachdrücklich zum Kauf empfohlen worden, und zwar von der HypoVereinsbank, die WWL als deutlich "unterbewertet" ansah. Sie hatte die Aktie damals zusammen mit der Commerzbank an die Börse gebracht.