DCI Erst Cash, dann Crash
Die Sache mit dem Ferrari wollte Michael Mohr (32) eigentlich nicht erwähnen. Modell 355 Spider, rot, 380 PS, Preisempfehlung: 230 000 Mark. Ein Auto für Leute, die es sich leisten können und ihren Reichtum gern zeigen.
Doch der Vorstandsvorsitzende der Starnberger DCI (Database for Commerce and Industry) hat sich entschieden. Er verkauft den Wagen. Und alle sollen es wissen. Mohr setzt die Symbolkraft des roten Schlittens jetzt auf eine andere Art ein. Als eine deutliche Geste, mehr noch, als ein Signal für die neue Bescheidenheit.
"Das Auto macht mir keinen Spaß mehr", sagt er, "ich investiere mein Geld lieber in die Firma." Mohr guckt, wenn er das sagt, nicht mal besonders traurig. Er stellt das nur so fest. Ferrari fahren passt einfach nicht in diese Zeiten. Die waren für den Gründer einer Internet-Firma wirklich schon mal besser.
Genau vor einem Jahr war Mohr einer der Börsenstars am Neuen Markt, gefeiert und hofiert, beklatscht und bewundert. Nichts weniger als die Revolution des Handels hatte er verkündet, damals im März, als seine Aktie, 45fach überzeichnet, mit 32 Euro startete, um schon am zweiten Handelstag auf 101 Euro zu klettern. Und viele, sehr viele, hatten ihm geglaubt und ihm ihr Geld gegeben.
Mit einem elektronischen Marktplatz wollte Mohr den Markt für IT-Produkte weltweit vernetzen und transparent machen. Wer sich den Zutritt zu diesem Marktplatz mit einer geringen Gebühr erkaufte, sollte sagenhafte Preisvorteile erzielen. Ganz einfach per Mausklick.
Das war exakt jene Sorte von Storys, die Anleger und Investoren im Frühjahr 2000 hören wollten. Internet? Marktplatz? Business to Business? Weltweit?
Kaufen!
Doch dann kippte die Stimmung...
Claus G. Schmalholz
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