Management Wem die Chefs vertrauen
Politikern trauen sie gar nicht, externen Informanten nur ungern: Deutsche Topmanager kapseln sich von der Außenwelt ab und bleiben lieber unter ihresgleichen. Nur eine wirkliche Vertraute haben die Chefs: ihre eigene Frau.
Hamburg - Als Rudolf Schulten den Chefsessel des Mannheimer Stromversorgers MVV Energie Börsen-Chart zeigen übernahm, wurde es plötzlich merkwürdig still um ihn. "Als Vorstandsvorsitzender stellte ich fest, dass ich plötzlich ganz einsam in der eigenen Organisation wurde, weil niemand auf der gleichen Hierarchieebene war wie ich." Schulte versuchte, der Funkstille entgegenzuwirken, setzte, wie er sagt, "kritische Leute" an Schaltstellen. Nach zwei Jahren hatte sich die Situation gebessert.
Die Folge: Die CEOs tauschen sich immer stärker mit ihresgleichen in anderen Unternehmen aus. Gesprächstherapie für Chefs, Selbsthilfegruppen der Millionäre? Ein wenig ist es so. Jedenfalls sind es vor allem die Kollegen aus anderen Unternehmen, die vielen Topmanagern als glaubwürdige Gesprächspartner gelten.
"So wie beim Ärztekongress über Fachthemen diskutiert wird, müssen Unternehmensentscheider dies ebenfalls tun", sagt Bastian Fassin, Chef des Süßwarenproduzenten Katjes. Dabei bieten "Verbände, aber auch kleine Gesprächskreise gute Austauschmöglichkeiten." Diese müssen jedoch "durch Unternehmer und ein vertrauensvolles Klima geprägt sein", so Fassin.
Das persönliche Netzwerk ist also nicht nur für Berufseinsteiger wichtig, sondern wird auch für heutige CEOs zum zentralen Erfolgsfaktor. "Hier tauschen sie Ideen aus, diskutieren wirtschaftspolitische Fragen, aber auch neue Managementmodelle", sagt Torsten Oltmanns, Global Marketing Director bei der Strategieberatung Roland Berger. Er muss es wissen: Gemeinsam mit seinem Team und der Technischen Universität München hat Oltmanns jetzt in zwei Studien die Großen der deutschen Wirtschaft unter die Lupe genommen.
- 1. Teil: Wem die Chefs vertrauen
- 2. Teil: Das Innenleben der Entscheider
- 3. Teil: "Information als Leitwährung der Macht"
- 4. Teil: Die Gattin als stiller Berater
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