Jedi-Ritter, Lichtschwert-Kämpfe, Luftschlachten und natürlich viele, viele exotische Gestalten aus den Tiefen des Weltalls. Das ist es, worauf sich Millionen Star-Wars-Fans weltweit freuen. Und das ist es auch, was sie - vermutlich - mit dem Kinostart von Episode VII in diesen Tagen bekommen werden.
Eingeweihte wissen allerdings: Auf der Leinwand sehen wir nur die Spitze des Sternenzerstörers. Die epische Geschichte vom Kampf Gut gegen Böse, Rebellen gegen das Imperium und Jedi gegen Sith ist viel zu groß, als dass sie binnen lediglich neun abendfüllender Kinofilme hinreichend erzählt werden könnte. Viele Hintergründe und Zusammenhänge müssen zwangsläufig im Dunkeln des Kinosaals verborgen bleiben.
Zum Beispiel die wirtschaftlichen. Doch dieses Mankos hat sich nun Wissenschaftler Zachary Feinstein von der Washington Universität in St. Louis angenommen. In einer Studie füllt Feinstein die 30jährige Lücke zwischen "Star Wars: Die Rückkehr der Jedi-Ritter" und der jetzt im Kino startenden Episode VII "Das Erwachen der Macht" - und zwar mit besonderem Fokus auf der Entwicklung der galaktischen Volkswirtschaft im fraglichen Zeitraum.
Feinsteins Kernthese lautet: Mit der Zerstörung der beiden Todessterne binnen weniger Jahre brechen die Rebellen zwar die Macht des Imperiums. Wirtschaftlich dürfte es sich dabei jedoch um einen Phyrrussieg handeln. Denn die Todessterne sind eben nicht nur simple Monstermaschinen staatlichen Terrors. Vielmehr stellen sie in der imperialen Wirtschaft bedeutende Faktoren dar, beispielsweise als Arbeitgeber und nicht zuletzt auch als Investitionsobjekte.
Zerstörte Todessterne - Kosten von 600 Trillionen Dollar
Vor allem letzteres ist laut Feinsteins Überlegung der Grund für fatale Auswirkungen, die die Zerstörung der beiden Mond-großen Vernichtungswaffen nach sich ziehen dürfte: Wie der Wissenschaftler in seiner Studie schreibt, hat Imperator Palpatine als umsichtiger Fiskalpolitiker die Konstruktion der Todessterne vermutlich mit Staatsanleihen finanziert. Und zwar, man ahnt es, mit Anleihen von beispiellosem Volumen.Durch die Explosion von Todesstern 1 und vier Jahre später auch Todesstern 2 verlören diese Anleihen jedoch schlagartig an Wert, so Feinstein, was das galaktische Bankensystem zwangsläufig an den Rand des Zusammenbruchs bringen müsse.
Seriöser Wissenschaftler, der Zachary Feinstein offenbar einer ist, belässt er es selbstverständlich nicht bei diesen theoretischen Überlegungen. In seiner Studie führt er exakte Berechnungen durch. Dabei kommt heraus: Die Finanzkrise, die wir nach der Lehman-Pleite 2008 erlebt haben, war gegenüber dem Debakel im Anschluss an die Vernichtung der Todessterne nicht viel mehr als ein Fliegendreck auf Darth Vaders Umhang.
In Zahlen heißt das: Mit Verweis auf den vergleichbaren Bau des Flugzeugträgers USS Gerald Ford errechnet Feinstein Herstellungskosten von 193 Trillionen Dollar (175 Trillionen Euro) für Todesstern 1 und 419 Trillionen Dollar für Todesstern 2.
Sodann nimmt der Wissenschaftler an, dass das Projekt Todesstern 1 für das Imperium eine ähnliches Bedeutung hat, wie die Entwicklung der Atombombe für die Vereinigten Staaten von Amerika. Letztere verschlang seinerzeit etwa 0,21 Prozent des US-amerikanischen BIP über einen Zeitraum von 20 Jahren, so Feinstein. Folge: Das imperiale BIP hat ein Volumen von 92 Trilliarden Dollar in 20 Jahren oder 4,6 Trilliarden Dollar pro Jahr.
Der perfide Plan B von Imperator Palpatine
Diese Zahl ist von besonderer Bedeutung. Denn an ihr lässt sich abschätzen, welches Ausmaß das Bankensystem im Imperium, oder, wie Feinstein es nennt, der Intergalaktische Banken Clan (IGBC), haben muss.Der Ökonom geht weiter streng wissenschaftlich vor. Am Ende seiner Analyse steht die Erkenntnis, dass die Zerstörung der Todessterne die imperiale Wirtschaft um bis zu 7 Prozent oder mehr schrumpfen lässt. Und dass der IGBC dabei in massive Schwierigkeiten gerät. Die Rebellen-Allianz, so Feinstein, müsste den Banken mit 600 Trillionen Dollar oder mehr unter die Arme greifen - Geld, dass Luke Skywalker, Han Solo und Co. selbstverständlich nicht haben.
Vor dem Hintergrund wird auch klar, weshalb im Trailer zu Episode VII, "Das Erwachen der Macht", neben Raumschiffwracks auch trostlose Landschaften und Ruinen zu sehen sind. Der Film spielt in einer Welt, die sich gerade mühsam von einer jahrzehntelangen Wirtschafts- und Finanzkrise erholt.
Klar wird zudem, weshalb Wissenschaftler Feinstein seine Studie überschrieb mit "Es ist eine Falle: Imperator Palpatines Giftpille". Der ausgebuffte Politprofi und Hinterzimmer-Intrigant Palpatine hat all das selbstverständlich vorhergesehen. Tatsächlich war es der Plan B des Imperators: Entweder die Rebellen werden mit dem zweiten Todesstern in die Knie gezwungen - oder sie müssen jahrelang unter den finanziellen und wirtschaftlichen Folgen ihres Sieges leiden.
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Anm. d. Red.: In dem Artikel hieß es ursprünglich, Zachary Feinstein sei an der Universität Washington. Das haben wir korrigiert.
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