Die etwas schwächere wirtschaftliche Dynamik in den USA hinterlässt ihre Spuren auch beim Wechselkurs: Der Euro wertete zuletzt gegenüber dem US-Dollar leicht auf und liegt mit aktuell 1,12 US-Dollar je Euro wieder deutlich über den 2015er-Tiefstständen von rund 1,05 US-Dollar je Euro.
Die Marktteilnehmer gehen zunehmend davon aus, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen im laufenden Jahr allenfalls marginal oder vielleicht gar nicht mehr anhebt und so den schwächeren Daten vor allem vom verarbeitenden Gewerbe Rechnung trägt. Damit rücken Kurse in der Nähe der Wechselkursparität oder sogar darunter immer mehr in die Ferne.
Wir rechnen damit, dass der Wechselkurs zum Jahresende ungefähr auf dem aktuellen Niveau liegen wird. Deutlich niedrigere Notierungen wären nur dann zu erwarten, wenn die Europäische Notenbank zukünftig noch stärker eingreift und damit indirekt den Euro-Kurs drückt.
Banken - schlechteste Wertentwicklung aller Sektoren
Rund 22 Prozent verlor der Stoxx 600 Bankenindex seit Jahresbeginn und wies damit die schwächste Wertentwicklung aller Sektoren auf. Ebenfalls extrem schwach entwickelten sich die Aktien aus dem Automobilsektor; hier verlor der Index seit Jahresbeginn rund 19 Prozent an Wert.
Bester Sektor: Die als defensiv und wenig konjunkturreagibel geltenden Nahrungsmittel und Getränke sowie der Sektor Konsumgüter mit einem Verlust von jeweils rund 2 Prozent.
Die schwache Kursentwicklung der Sektoren Banken und Automobile dürfte einen gemeinsamen Nenner aufweisen: Die Sorge der Investoren, dass sich die Wirtschaft 2016 doch schwächer als erwartet entwickelt und die Gewinne der Autohersteller und Banken damit verstärkt unter Druck geraten.
Der Bankensektor ist allerdings auch aufgrund anderer Themen wenig beliebt: Die immer stärkere Regulierung sowie das Niedrigzinsumfeld und mögliche Rückstellungen aufgrund von Krediten, die an Unternehmen aus den Bereichen Öl- und Gas vergeben wurden.
Chinesischer Yuan - vermutlich weiter unter Druck
Unter Länder-Risikoaspekten schauen wir uns daneben auch an, wie hoch die kurzfristig fälligen Auslandsschulden sind. Im Falle einer Vertrauenskrise können die Devisenreserven als Puffer dienen, um kurzfristig fällige Auslandsschulden weiter bedienen zu können. Die Reserven Chinas sind unseren Berechnungen nach für diesen Zweck immer noch mehr als ausreichend.Die Deckung von kurzfristigen Auslandsschulden mit Devisenreserven hat jedoch wesentlich stärker abgenommen als der Blick auf die Reserven allein verrät. Vor diesem Hintergrund halten wir es durchaus für möglich, dass der Yuan in den kommenden Monaten nochmals etwas abwertet.
Am Markt wird derzeit spekuliert, ob die chinesische Währung gegenüber dem US-Dollar weiter abwerten muss. Ein Blick auf die Devisenreserven des Landes zeigt, dass die Notenbank die Währung offenbar schon länger gegen eine Abwertung verteidigt. Die Reserven ohne Goldbestände sind von rund vier Billionen US-Dollar Mitte 2014 auf rund 3,3 Billionen US-Dollar im Dezember 2015 abgeschmolzen. Diese Entwicklung ist vom Trend her stark negativ, absolut betrachtet liegen die Devisenreserven aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau.
Bund-Future - Aufwärtstrend hält an
Der Bund-Future hat Anfang 2016 ein wahres Festival von Höchstständen gefeiert. Seinen neuesten Höchststand erreichte der Kontrakt am vergangenen Mittwoch mit einem Schlusskurs von 164,03. Die Auslöser dieser Rallye sind zum einen in den schwächeren wirtschaftlichen Rahmendaten insbesondere in den USA und in der anhaltend niedrigen Inflation zu finden. Auf der anderen Seite wurde das Kursfeuerwerk aber wieder einmal von den Notenbanken initiiert.
Den ersten Schritt machte die EZB, die auf ihrem Januar-Meeting zwar keine neuen Maßnahmen beschloss, die Tür für eine noch expansivere Geldpolitik aber weit öffnete. Der zweite Schritt kam am letzten Freitag von der japanischen Notenbank, die ebenso wie schon die EZB, die schweizerische Notenbank sowie die skandinavischen Notenbanken einen negativen Einlagenzins eingeführt hat. Ab dem 16. Februar müssen Banken in Japan für Einlagen bei der Bank of Japan einen Negativzins von 0,1 Prozent zahlen.
Vor dem Hintergrund der anhaltend expansiven Geldpolitik vieler Notenbanken weltweit können wir uns vorstellen, dass der am letzten Freitag erreichte Höchststand im Bund-Future noch nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein muss.
Inflationserwartungen in Europa im Sinkflug
Eine wichtige Determinante bei der Festlegung ihrer Geldpolitik sind für die EZB die mittelfristigen Inflationserwartungen des Marktes. Sie geben Aufschluss darüber, wie die Entwicklung der Verbraucherpreise auf mittlere Sicht von den Kapitalmarktteilnehmern eingeschätzt wird. Aktuell entfernen sich die mittelfristigen Inflationserwartungen, gemessen an der erwarteten Inflation in fünf Jahren für fünf Jahre, aber immer weiter vom Ziel der EZB einer Inflation nahe aber unter 2 Prozent.
Die Gründe hierfür sind vielschichtig, aber zwei Aspekte unterstützen unser Einschätzung besonders, dass die EZB weiterhin auf eine sehr expansive Geldpolitik setzen wird. Zum einen sind dies die anhaltend niedrigen Rohstoffpreise insbesondere für Öl. Denn hier ist aufgrund des weiterhin vorhandenen Angebotsüberhangs nicht von einer zeitnahen und nachhaltigen Entspannung auszugehen. Zum anderen schwächt sich aktuell weltweit das Wirtschaftswachstum ab, so dass auch von dieser Seite nicht mit einem Preisauftrieb zu rechnen ist.
© manager magazin 2016
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung